Um die Unterschiede dieser beiden Windhundrassen zu verstehen muss man wissen, warum und wozu sie gezüchtet werden.

Hierbei gehen wir von einem nicht traumatisierten Hund aus, der von der Aufzucht und späteren Haltung keine massiven psychischen Schäden davongetragen hat. Es gibt durchaus Greyhounds und Galgos, die von ihren Besitzern oder Trainern nicht gequält oder mißhandelt werden, solange sie schnell genug sind. Leider ist die Realität in Spanien und Irland aber, dass der größere Teil der Jagdhunde und Rennhunde so behandelt und entsorgt wird, dass die Hunde schwere psychische Traumen und Ängste davontragen.
Was hier aufgeführt ist, entspricht der Regel und unseren eigenen Erfahrungen. Das heißt, dass es durchaus auch anders sein könnte!

Der Galgo wird in Spanien fast
ausschließlich zur Hasenjagd
gezüchtet und gehalten. In einigen
Regionen ist auch das Coursing*
als Freizeitvergnügenund zu
Wettbewerbszwecken an der
Tagesordnung. Galgos sind im Gegensatz
zum Greyhound eher ausdauernde
Langstreckenläufer.
Deshalb sind sie für die Rennbahn nicht schnell genug.

Die Galgos werden meist in Rudeln gehalten und wachsen unter ihres gleichen auf, manchmal auch mit anders rassigen Artgenossen. Sie werden als Welpen von der Mutterhündin geprägt und sozialisiert, was ihnen einen guten Start ins Leben sichert.

Im Alter von 0-2 Jahren werden sie nach Leistung aussortiert. Schnelle Hündinnen und Rüden werden weiter zur Zucht benutzt, bis sie „kaputt gezüchtet“ sind. Sie landen dann in den spanischen Perreras (Tötungsstationen). Die Hunde, die nicht gut genug jagen, werden schon meist vor ihrem ersten Geburtstag entsorgt. Nach dem dritten Lebensjahr (manche auch noch früher), werden die Hunde aufgrund des Alters langsamer und bringen nicht mehr die gewünschte „Leistung“. Dies ist ihre Lebenssituation, die sie prägt.

Galgos sind immer auf der Jagd. Sie scannen ihre Umgebung währen des Spazierganges mehr oder weniger ständig nach jagdbaren Objekten.
Die Galgos sind selbstständige und aufgeweckte Hunde. Im Spiel miteinander geht es „heiß“ her. Sie jagen sich, schlagen Haken und halten dies auch recht lange durch. Galgos sind Freidenker, die ihr Leben im Griff haben und den Menschen als Partner sehr lieben.

Ihr Verhalten gleicht dem einer Katze. Sie sind ein Stück weit unabhängig und zeigen dies auch deutlich. Im Haus sind sie ruhig und liegen meist auf ihren Plätzen oder dem Sofa. Dies ist ein typischer Platz für den Windhund – den Sichtjäger. In diesem Punkt sind sie alle gleich!

Sie lieben „ihren“ Menschen und sind sehr oft Fremden gegenüber zurückhaltend. Gerne kuscheln sie mit ihrer Bezugsperson auf der Couch. Werden mehrere Galgos zusammen gehalten, teilen sie auch sehr gerne mit ihren Artgenossen ihren Platz, da die meisten von ihnen durch frühere Gruppenhaltung sehr sozial und tolerant gegenüber jedem anderen Hund sind. Dabei sind sie durchaus Individualisten und auch mal gerne alleine. Eben ähnlich dem Katzenverhalten. Letztendlich entscheiden sie selbst, was sie gerade machen wollen.

Coursing findet auf freiem Feld statt, auf dem die Rennstrecke erstellt wird. Dazu werden unregelmäßig an verschiedenen Stellen Umlenkrollen befestigt, über die das Zugseil ausgelegt wird. Am Ende des Zugseils befindet sich, wie auf der Rennbahn, eine Hasenattrappe. Meist in Form von Plastik- oder Fellstücken. Ziel ist es hier, eine echte Hasenhetze zu simulieren, bei der die Beute auch Haken schlagen kann und die Hunde sie daher nicht direkt verfolgen, sondern auch mitdenken müssen.

Es starten immer zwei Hunde und jeder Hund läuft beim Coursing zwei Durchgänge. Das Verhalten der Hunde wird von mehreren Coursingrichtern bewertet. Das internationale Coursingreglement der FCI sieht vor, dass die Richter die Hunde anhand der folgenden Kriterien bewerten. Schnelligkeit, Eifer, Intelligenz, Gewandtheit und Kondition. Pro Kriterium können die Richter bis maximal 20 Punkte vergeben. Bei nationalen Coursings können jedoch auch abweichende Bewertungssysteme zur Anwendung kommen.

Die Greyhounds werden ausschließlich zum Rennen auf der Rennbahn* gezüchtet. In der Regel leben sie mit ihrer Mutter in einem Zwinger ohne Sozialkontakte zu anderen, älteren Hunden.
Sie werden früh getestet, selektiert
und in Einzelzwingern gehalten.
Werden sie zu zweit oder mehreren
Hunden im Zwinger gehalten, tragen sie IMMER Maulkörbe. Auch bei der Fütterung und zum Trinken, also quasi ihr Rennbahnleben lang!
Dann werden sie trainiert und kommen auf die Rennbahn.
Ihre Lebenserfahrung ist gleich Null.
Sie leben ähnlich wie landwirtschaft
liche Nutztiere und kennen nur ihre
Box oder ihren Zwinger und die Rennbahn. Menschlicher Kontakt findet nur bei der Fütterung statt, beim Training und beim Verladen/Verbringen zur Rennbahn durch ihre Betreuer/Trainer. Sie kennen Freilauf nur von der Rennbahn, auf deren Sand- oder Grasboden sie geradeaus rennen. Um die größtmögliche und unfallfreie Geschwindigkeit der Hunde zu
erreichen, wird der Untergrund der Rennbahn glatt und eben gehalten und sehr gepflegt.

Als Sprinter mit leistungsstarkem Herz, Kreislauf und extremer Muskulatur, können sie mit enormem Anzug eine hohe Geschwindigkeit erreichen, die aber nicht sehr lange zu halten ist. Sie lieben es deshalb auch, ein gerades, langes Stück oder einen großen Kreis mit 100m Durchmesser oder auch mehr zu laufen. Nach einem solchen Sprint ist ihr Bewegungsbedarf gedeckt. Lange Spaziergänge in der ersten und zweiten Gangart, kennen Greyhounds von der Rennbahn überhaupt nicht.

Finden sie Gefallen am Spiel, dann handelt es sich meist um Stofftiere, Bälle oder ein Objekt (z.B. einer Frisbeescheibe) dem sie hinterher jagen können. Das Spielverhalten des Greyhounds ist sehr gegensätzlich zu dem des Galgos. Sie spielen vor allem nicht miteinander und schon gar nicht knurrend oder lautstark. Greyhounds binden sich sehr eng an ihren Menschen. Sie lieben es, mit ihm zu schmusen und sind wahre Couchpotatoes. Ihre freundliche Anspruchslosigkeit, Sanftmut und nahezu völlige Aggressionslosigkeit machen sie zu ganz besonderen Hunden. Sie können zum Schatten werden. Sie wollen einfach „dabei“ sein.

Nach ihrem Wechsel vom Rennhund zum Familienhund fallen sie in eine völlig unbekannte Welt. Sie kennen keine Straßen, keine Parks, keine Wälder, keine Meer. Führt man sie aus, sind sie die ersten Wochen noch unsicher. Bald aber wird auch ihr Blick in die Ferne schweifen und man hört, wie sie die Luft einsaugen und ihr neues Leben genießen.

Sie sind nicht ständig auf der Jagd. Dieses „scannen“, was man von den Galgos kennt, kommt eher selten vor. Ist ihr Jagdverhalten aber ausgelöst, sind sie wieder Hetzhund von einst.

Greyhounds sind die ruhigeren dieser beiden Windhundarten. Sie sind sehr menschenbezogen und abhängig von ihrer Bezugsperson. Grundsätzlich sind sie von sehr ruhigem Temperament und im Haus überaus leise und angenehm. Die Greyhounds ruhen in sich selbst und strahlen dieses auch aus.

gr17Greyhounds lieben ihren Menschen sehr.
Es entsteht zwischen Hund und Mensch
eine eher partnerschaftliche
Beziehung, als eine Mensch – Hund-
beziehung im üblichen Sinne.
Der Grey läßt sich nicht abrichten, da
er keinen Schutz- oder Wachinstinkt
besitzt. Wenn er etwas tut, dann
weil ER es will, weil er seinen
Menschen liebt und ihm auf jeden Fall
gefallen will!!

In Spanien wird bei der Galgozucht gerne Greyhound mit eingekreuzt, um die Galgos schneller zu machen. Deshalb
wird man bei den Galgos oft Wesenszüge beider Windhundrassen wiederfinden. Ihr Hetz- und Jagdtrieb läßt sich auch durch eine starke Bindung zu uns nicht abstellen! Dafür wurden sie gezüchtet
und dies ist in ihren Genen fest verankert!
Nur wer einen Windhund einmal jagen sah, weiß was er an der Leine hat. Da wir es hier mit Lebewesen zu tun haben, passen sie nicht alle in ein „Schema – F“.

Generell wird man all diese Wesenszüge auch in den beiden Windhundrassen wiederfinden. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt.

Auf der Rennbahn starten die Hunde aus Boxen, auf einer festen Bahn mit Gras- oder Sandoberfläche. Sie laufen dem künstlichen Hasen hinterher, einem von einer technischen Vorrichtung geschleppten Dummy, der den Hetztrieb der Hunde anregt. Da Windhunde, anders als die meisten anderen Hunderassen, primär auf Sicht jagen, ist vor allem die Bewegung des Objektes entscheidend, nicht sein Geruch oder sein Aussehen. Häufig besteht der „Hase“ einfach aus einem Bündel Flatterband.

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